Die Covid-19-Pandemie betrifft uns alle
und alle Menschen sollten gleich vor dem Virus geschützt werden

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Umgang mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die Umsetzung der Schutzmaßnahmen beschäftigen politische, medizinische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungsträger in hohem Maße. Da wir in einem gut funktionierenden Staat leben, erfahren wir Schutz, Sicherheit und nachhaltige Versorgung in jeglicher Hinsicht.

Nächstenliebe und der Anspruch auf Gleichheit dürfen besonders in Zeiten der Krise nicht nur für den Schutz der eigenen Familie, des eigenen Umfelds und des eigenen Landes gelten!

Wir möchten es in aller Deutlichkeit festhalten: Nächstenliebe und Menschenrechte kennen keine Grenzen! Wir werden die Augen nicht davor verschließen, was hinter Zäunen, Mauern, und Grenzen geschieht!

Die Pandemie betrifft alle Menschen, egal woher sie stammen, aber wir sind nicht alle gleich geschützt und haben nicht alle Zugang zu sicheren, sauberen Rückzugsorten und Mitteln, um die empfohlenen schützenden Hygieneregeln umzusetzen.

Moria und andere Flüchtlingslager an den EU- Außengrenzen stellen eine unakzeptable humanitäre Katastrophe dar. Sie müssen so schnell wie möglich aufgelöst werden und die Menschen müssen in Griechenland und anderen EU-Ländern sicher untergebracht werden. Wir erwarten, dass die Zusage des Koalitionsausschusses vom 8. März 2020, 1500 Kinder und Familien nach Deutschland zu holen, umgehend umgesetzt wird.

Für wohnungslose Menschen in Deutschland sind die Schutz- und Hygienemaßnahmen trotz aller Bemühungen der Mitarbeitenden in der Verwaltung und bei den Betreibern von Unterkünften nicht ausreichend. So sind Wohnungslose, zu denen administrativ auch Menschen mit Fluchthintergrund zählen, in großen Sammelunterkünften untergebracht, wo Bäder, Küchen, Gemeinschaftsräume, Außenbereiche kollektiv genutzt werden und Menschen auf engem Raum zusammenleben. Diese beengten Lebensumstände tragen dazu bei, dass besonders vulnerable Personen dem Virus noch stärker ausgesetzt sind. Wohnungslose Menschen müssen dezentral untergebracht werden! Zurzeit werden Menschen aus großen Unterkünften nur dann dezentral temporär untergebracht, wenn sie in Quarantäne müssen. So werden zum Beispiel die vor kurzem geschlossenen Tempohomes in der Elisabethaue in Pankow als Quarantäneort genutzt. Um die Situation während der Krise besser zu gestalten, sollten Hotels und Hostels für die Unterbringung von Menschen mit Fluchthintergrund genutzt werden.

Wir sind froh, dass die EKD, die Seebrücke, diakonische Träger, verschiedene Landeskirchen wie die EKMD oder unsere Landeskirche in Pressemitteilungen klare Forderungen in Bezug auf die griechischen Lager für Geflüchtete äußern und Unterstützungsangebote vorstellen. Des Weiteren setzten sich prominente Stimmen mit Hilfe von Petitionen für diese Forderung ein und wir möchten einige dieser Dokumente gern in unserem Brief verlinken:

– Die Erklärung von Lesbos, 28.02.2020: https://www.ekd.de/delegation-aus-kommunen-ekd-und-seebruecke-in-griechenland-53603.htm

– Pressemitteilung des Bischofs Stäblein, 30.03.2020: https://www.ekbo.de/themen/detail/nachricht/bischof-staeblein-fordert-humanitaere-loesung-fuer-gefluechtete-im-fluechtlingscamp-moria.html

– Mitteilung der Landespfarrerin für Integration und Migration Dagmar Apel, 25.03.2020: https://www.ekbo.de/themen/detail/nachricht/corona-krise-evangelische-kirche-warnt-vor-unzureichender-medizinischer-versorgung-fuer-gefluechtete-1.html

– Offener Brief der EKMD , 31.03.2020: https://www.ekmd.de/asset/IbUQSYU8Rd2DbRnmgPSCYQ/2020-03-31-offener-brief-lb-rb-an-bundesminister.pdf

-Petition auf change.org : https://www.change.org/p/leavenoonebehind-jetzt-die-corona-katastrophe-verhindern-auch-an-den-außengrenzen

– Pressemitteilung des Migrantenbeirates und des Büros für Chancengleichheit und Vielfalt der Landeshauptstadt Potsdam, Flüchtlingspfarrer des Ev. Kirchenkreises Potsdam, Bernhard Fricke: https://www.potsdam.de/sites/default/files/documents/pm_griechischeinseln_25.03.2020_mit_zitat_buhr.pdf

Wir können und wollen vor der Not dieser Menschen nicht unsere Augen verschließen. Wir beten, handeln und agieren auf der Grundlage unseres Glaubens und damit nach einem allumfassenden Verständnis von Nächstenliebe.

Erheben Sie ihre Stimme in Form von Petitionen, Briefen, digitalen Beiträgen und Statements!

Bleiben Sie behütet!

Mit freundlichen Grüßen

Im Namen der AG Flucht und Integration des Ev. Kirchenkreises Berlin Nord-Ost

Referentin für Integration und Migration Lisa Strehmann, Ev. Kirchenkreis Berlin Nord-Ost

Pfarrerin Dorothea Schulz Ngomane, Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Weißensee

Pfarrerin Margareta Trende, Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Berlin-Pankow

Pfarrer Lukas Pellio, Evangelische Kirchengemeinde Versöhnung

Hier der Offene Brief zum Herunterladen >>